Vom 28. bis 30 November 2019 fand in Berlin die erste PAD (People of African Descent) WEEK Germany statt. Die PAD WEEK ist eine zivilgesellschaftliche Konferenz von und für Menschen afrikanischer Herkunft. Erstmalig kamen zur PAD WEEK Germany deutschlandweit über 300 Menschen aus 35 Organisation afrikanischer Herkunft zusammen, um im Rahmen der UN Dekade ihre Forderungen zu bündeln und Entscheider*innen der Legislative sowie Exekutive auf die Defizite im Menschenrechtsschutz aber auch auf die Errungenschaften von Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland hinzuweisen.
Das Motto der Internationalen Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft lautet »Internationale Dekade für Menschen Afrikanischer Herkunft: Anerkennung, Gerechtigkeit, Entwicklung«. Die Dekade wird von 2015 bis 2024 begangen.
Wir haben festgestellt fest, dass in Deutschland bisher zu wenig unternommen wurde, um die Dekade umzusetzen, obwohl sich Deutschland als Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft dazu verpflichtet hat. Die PAD WEEK Germany reiht sich ein in den langen und hart erkämpften Weg der Communities, die Umsetzung der Dekade zu erreichen.
Als Vorlage diente die PAD WEEK Europe, die im Mai 2018 in Brüssel von Each One Teach One (EOTO) gemeinsam mit der Anti-Racism and Diversity Intergroup, (ARDI), des Europaparlaments, dem European Network against Racism, kurz: ENAR und TMPLC/Helsiki Commission im Europäischen Parlament ausgerichtet wurde. Erstmals kamen hier Schwarze Aktivistinnen, Politkerinnen und Wissenschaftler*innen aus ganz Europa zusammen, um auf die Defizite im Menschenrechtsschutz aber auch auf die Errungenschaften von Menschen afrikanischer Herkunft in Europa hinzuweisen. Ziel war es, dass das Europäische Parlament Anti-Schwarzen Rassismus als spezifische Form von Rassismus anerkennt. Mit der Verabschiedung der Resolution zu den Grundrechten von Menschen afrikanischer Herkunft, die am 16.3. 2019 mit großer Mehrheit vom Europaparlament verabschiedet wurde, ist uns genau dies gelungen. Die Resolution wurde von ARDI und ENAR vor 4 Jahren angestoßen. Die PAD WEEK Europe hat dann das entscheidende Momentum kreiert und somit den Weg für diese historische Resolution geebnet.
Aufgrund einer kritischen Distanz zum Begriff der »Entwicklung« hat sich das PAD WEEK Germany Organisationsteam entschieden, für PAD WEEK Germany den Dreiklang hin zum Claim »Anerkennung. Empowerment. Gerechtigkeit« abzuwandeln. Wir stellten also damit das Empowerment – die Selbstermächtigung und Stärkung der Schwarzen Communities in Deutschland – hier nochmals ausdrücklicher ins Zentrum unser Bemühungen, wobei dieses Empowerment eben auch mit den flankierenden Forderungen nach Anerkennung und Gerechtigkeit aufs Engste verflochten ist. Und es ist eben dieses Empowerment, das uns mit den 34 Partner*innenorganisationen der PAD WEEK verbindet. In Vorbereitung auf die PAD WEEK fanden in München, Leipzig, Köln und Hamburg Town Hall Meetings statt, bei denen die Teilnehmende lokale Forderungen zusammen trugen, um diese im Bundestag zu präsentieren. Immer wieder wurde gesagt, dass es zu wenig Räume für PAD gibt, um sich zu vernetzen, gemeinsame Erfahrungen auszutauschen oder einfach nur die Gemeinschaft zu genießen. Daher war bei vielen die Vorfreude groß, sich bei der PAD WEEK in Berlin wiederzusehen und über ihre Städte hinaus zu vernetzen.
Der erste PAD WEEK Tag war ein historischer. Erstmalig verschafften sich 150 Menschen afrikanischer Herkunft mit ihren Forderungen im Bundestag Gehör. Den inhaltlichen Auftakt machten ein Vortrag mit den gebündelten Forderungen aus den Townhalls sowie Inputs zu Polizeigewalt und Racial Profiling, der Diskriminierung von PAD auf dem Arbeitsmarkt und der fehlenden Aufarbeitung der deutschen Kolonialverbrechen. Danach richteten wir den Blick nach Europa und zur UN, um zu erfahren, welche legislativen Errungenschaften PAD im europäischen Parlament, in Großbritannien und im Rahmen der UN gemacht haben.
Am zweiten Tag sind wir in den Austausch mit der Community der Sinti und Roma, der jüdischen und der muslimischen Community gegangen, um voneinander zu lernen und gemeinsame Strategien zu erörtern, wie allen Formen von Rassismus die gleiche Sichtbarkeit verliehen werden kann.
Der letzte Tag, der Black Community Tag, stand unter dem Motto »Von uns für uns«. Die Partner*innenorganisationen der PAD WEEK organisierten hier insgesamt 12 Workshops zu Themen, die für unsere Communities besonders relevant sind. Das Themenspektrum reichte von Workshops zum AFROZENSUS, der in Planung befindlichen Befragung unter Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland, über Reparationen und Racial Profiling bis hin zu Black Businesses Matter und neuen medialen Repräsentationen von Schwarzen Menschen.
Hier geht es zum Forderungskatalog der PAD Week Germany!